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Ein deutscher Fußballmeister aus Bochum

HistoBo: Erich Gottschalk verlor seine komplette Familie durch den Holocaust

Seit dem Juni gibt es in Bochum einen Erich-Gottschalk-Platz, an der Blumenstraße, Ecke Castroper Straße.

Die Grünfläche ehrt den Mann, der seine Fußballmannschaft zur einzigen Deutschen Meisterschaft führte, die jemals ein Bochumer Team außerhalb der Jugend gewonnen hat. Den Namen der Mannschaft wird kaum einer in Erinnerung haben: „Schild Bochum“. 

Schild – so nannten die Nazis die Fußball-Liga, in der ausschließlich jüdische Mannschaften spielten, jüdische Spieler wurden aus den Vereinen des DFB ausgeschlossen. Wer weiterhin Sport treiben wollte, musste dem „Sportbund Schild“ beitreten. Der wurde durch die Zugänge zahlreicher sehr guter Fußballspieler zu einem hochklassigen Verband. „Schild Bochum“ war aus dem jüdischen Club TuS Hakoah Bochum hervorgegangen. 

Flucht und KZ-Haft

Erich Gottschalk war der Kapitän der Mannschaft, die 1938 Deutscher Meister wurde, mit einem 4:1 gegen Stuttgart. Vorher war die Mannschaft schon dreimal westdeutscher Meister geworden. Und das ohne eigenen Platz – kein Sportverein wollte jüdische Spieler auf seinen Trainingsstätten zulassen. Nach 1938 wurden keine Meisterschaften mehr ausgetragen.

Erich Gottschalk erlitt ein Schicksal, das viele jüdische Mitbürger teilten. In der Reichspogromnacht zerstörten die Nazis das Geschäft seiner Eltern auf der Luisenstraße, in dem er mitarbeitete. Erich Gottschalk und sein Vater kamen ins KZ Sachsenhausen. Anschließend floh er mit Eltern und Ehefrau in die Niederlande, eine weitere Flucht nach Südafrika verhinderte der deutsche Überfall auf das Land. Erich Gottschalk und Familie wurden interniert und 1944 erst nach Theresienstadt, dann nach Auschwitz deportiert.  Dort wurden sämtliche Familienmitglieder bis auf Erich Gottschalk selbst ermordet, seine Frau, seine dreijährige Tochter, die im niederländischen Internierungslager geboren wurde, die Familie seines Bruders Siegfried.

Stolpersteine erinnern an den Fußballer und seine Familie

Erich Gottschalk leistete Zwangsarbeit, auf einem der berüchtigten Todesmärsche gelang ihm die Flucht. Eine polnische Familie gewährte ihm Unterschlupf, pflegte ihn gesund, Gottschalk kam nach der Befreiung durch die Rote Armee erst nach Odessa, dann nach Marseille. Erst, als er 1945 wieder die Niederlande erreichte, erfuhr er vom Verlust seiner gesamten Familie. 

Es folgten Jahre, in denen er, traumatisiert, nicht Fuß fassen konnte. Erst Mitte der 50er Jahre wurde es besser, Anfang der 60er Jahre heiratete er eine Niederländerin. Dass er mal Deutscher Fußballmeister war, wollte ihm kaum jemand glauben, wenn er einmal davon erzählte. Im Jahre 1996 verstarb Erich Gottschalk mit 90 Jahren. Heute erinnern in Bochum Stolpersteine in der Luisenstraße an ihn und seine Familie, der Erich-Gottschalk-Platz ehrt den Kapitän der einzigen Bochumer Männer-Mannschaft, die jemals deutscher Meister wurde. 

Die ganze Geschichte gibt es hier

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