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Von der Lehrerin zur Kioskbesitzerin

Anne Bude bei Haksha Hassow: Hier könnte auch bei Rechenproblemen geholfen werden

Es gibt die unterschiedlichsten Wege, Inhaber oder Inhaberin einer Trinkhalle zu werden. Dieser hier ist unserer Meinung nach ganz besonders außergewöhnlich.

Wir hatten in dieser Reihe schon Laienrichter, die einen Kiosk betreiben, oder ehemalige Fußballprofis. Aber eine Mathematikerin hinter der kleinen Durchreiche gab es noch nicht.

Von der Lehrerin zur Kioskbesitzerin

„Ich habe Mathematik studiert und war Lehrerin, durfte hier in Deutschland aber nicht unterrichten“, erzählt Haksha Hassow, Inhaberin des schlicht „Kiosk“ genannten Betriebes an der Straße Zur Werner Heide 7 in Bochum-Werne.

Jetzt also Trinkhalle, und das seit fast zehn Jahren. Am 1. Januar 2022 kann gefeiert werden. „Hauptsache, wir müssen nicht vom Staat leben. Ich wollte auch nicht putzen gehen“, so Haksha Hassow.

Sie ist Jesidin, keine Muslima, das ist ihr wichtig. Hassow stammt aus dem Nordirak. Die Religionsgemeinschaft der Jesiden litt besonders unter dem Regime des Islamischen Staates. Das hat Haksha Hassow allerdings nur aus der Ferne verfolgt. Sie lebt mit ihrer Familie schon lang in Deutschland – 16 Jahre in Berlin, seit einem Jahrzehnt in Bochum: „Wir sind wegen der Verwandtschaft hierher gekommen.“

Fest in Familienhand

Der Kiosk ist Familiensache. Ihr Mann, der als Dolmetscher und Betreuer in einem Asylbewerberheim arbeitet, hilft, wenn Zeit ist, genau wie der Sohn, eines von vier Kindern. Die Familie lebt im Stadtteil nebenan, in Lütgendortmund. Die Bude selbst liegt in einem schönen Altbauviertel unweit des Werner Hellwegs, ruhig und gesittet geht es hier zu. „Ich fühle mich mit der Arbeit im Kiosk wohl“, sagt Haksha Hassow und lächelt. „Er ist klein, aber wir sind zufrieden. Fast alle kennen uns hier und sind sehr nett. Aber wir sind auch nett.“

Wenn man sie fragt, ob denn schon einmal etwas Unangenehmes passiert sei, erzählt sie von den Kindern aus der Schule, die mal den Deckel des roten Plastik-Mülleimers vor ihrem Kiosk kaputt gemacht haben. Aber wenn es mehr nicht ist …

Ein Kiosk mit Tradition

Die Bude gab es übrigens schon lange, bevor Haksha Hassow und ihr Mann sie übernahmen. „Seit 55 Jahren ist das schon ein Kiosk“, weiß sie über den kleinen Eck-Anbau mit einem sehr kleinen Fensterchen zum Durchreichen der Ware zu berichten. Hinter dem Fenster findet man übrigens alles, was man von einem Kiosk erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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