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„Jede Kilowattstunde zählt“

Stadtwerke-Interview zum Thema Energie

Das Thema Gas- und Strompreise bereitet den Menschen aktuell große Sorgen. Die ins Wanken geratene Lage auf dem Energiemarkt durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ruft Unsicherheiten und Fragen zur Versorgungssicherheit hervor.

Jetzt vor dem Winter sind es bei den Verbrauchern vor allem die explodierenden Preise und die Angst vor dem Blackout, die sie umtreibt. halloWAT sprach dazu mit den beiden Geschäftsführern der Stadtwerke Bochum, Frank Thiel und Dietmar Spohn.

Herr Spohn, die Energieversorgung in Deutschland ist seit Monaten Topthema und stellt die Energieversorger vor enorme Herausforderungen. Sie informieren Ihre Kunden fortlaufend über die Entwicklungen am Energiemarkt. Wie sieht die aktuelle Lage der Gasversorgung in Bochum aus?

Als lokaler Energieversorger mit besonderer Verantwortung für unsere Kundinnen und Kunden arbeiten wir intensiv an der Sicherung der Gasversorgung in Bochum. Aufgrund der angespannten Versorgungslage in Deutschland gilt seit dem 23. Juni 2022 die Alarmstufe im „Notfallplan Gas“. Aktuell ist die Gasversorgung in Bochum gesichert. Aber wie alle Gasversorger in Deutschland sind auch wir abhängig von überregionalen Gaslieferungen und bereiten uns deshalb intensiv auf eine mögliche Gasmangellage vor. Dazu tagt regelmäßig ein Krisenstab der Stadtwerke Bochum Gruppe, der detaillierte Notfall- und Krisenpläne für einen solchen Fall erarbeitet hat. Zudem stehen wir über die energiewirtschaftlichen Verbände im engen Austausch mit der Bundesregierung und werden alle notwendigen Schritte ergreifen, um die Versorgung im kommenden Winter zu sichern. 

Was genau bedeutet die Alarmstufe? 

Die Alarmstufe wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ausgerufen. Sie tritt ein, wenn laut Notfallplan Gas „eine Störung der Gasversorgung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas vorliegt, die zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt, der Markt aber noch in der Lage ist, diese Störung oder Nachfrage zu bewältigen, ohne dass nicht marktbasierte Maßnahmen ergriffen werden müssen.“ Mit der ausgerufenen Alarmstufe wird die Beobachtung intensiviert und das Signal gesetzt, dass der Verbrauch aus Vorsorgegründen reduziert werden soll.

Herr Spohn, was passiert, wenn es wirklich zu Versorgungseinschränkungen kommen sollte? 

Dafür gibt es in ganz Europa Sicherungsmechanismen, die selbstverständlich auch in Deutschland und bei uns in Bochum gelten. Mit Notfall- und Krisenplänen haben wir uns intensiv auf einen solchen Fall vorbereitet. Haushaltskunden und sensible Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser und Altenpflegeheime sind durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Im Fall von Versorgungseinschränkungen werden wir in Abstimmung mit den Behörden Teile der Versorgung über alternative Brennstoffe sicherstellen, vorrangig die Umstellung von Teilen der gasbasierten Fernwärmeerzeugung und weiterer Kunden auf Ölbasis. Die Regelungen sehen vor, dass im weiteren Verlauf sogenannte nicht-geschützte Kunden ihren Verbrauch reduzieren müssen. In Bochum sind das 62 große Abnehmer.

Herr Thiel, wie gestalten sich aktuell die Energiepreise?

Die Beschaffungskosten für Erdgas haben sich seit Anfang des Jahres 2021 vervielfacht. Diese  Preissteigerungen müssen wir nun leider an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben. Aufgrund unserer vorausschauenden, optimierten Gasbeschaffung schlagen die Marktentwicklungen allerdings nicht in vollem Umfang durch. Und nach der von der Bundesregierung angekündigten Abschaffung der Gasumlage setzen wir die Anpassung zum 1. November nicht um. Wir warten die genauen Regelungen ab und werden unsere Tarife neu kalkulieren. Wir planen eine Preisanpassung zum 1. Januar 2023, in die alle Veränderungen einfließen werden. Selbstverständlich werden die Kundinnen und Kunden über ihren neuen Preis rechtzeitig informiert.

Und was können Kunden derzeit angesichts der Preissteigerungen tun? 

Ein erster Schritt ist es, den monatlichen Abschlag zu erhöhen. Wir haben die Abschläge unserer Kunden für Erdgas automatisch angepasst und zum 1. Oktober 2022 im Schnitt um rund 50 Prozent erhöht. Wir tun dies, um extrem hohe Nachzahlungen zu vermeiden und rechtzeitig Transparenz zu schaffen. Selbstverständlich beraten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu allen Themen der Energieversorgung. Vor allem, wenn es um konkrete Zahlungsprobleme geht, sollten sich unsere Kundinnen und Kunden immer zeitnah an uns wenden. Unsere Experten beraten sie und finden gemeinsam eine Lösung. Bis sich die Lage auf den Energiemärkten wieder entspannt, gibt es für unsere Kunden nur ein Instrument gegen steigende Preise: Energie im eigenen Haushalt oder Unternehmen einzusparen. 

Herr Spohn, die Stadtwerke rufen mit ihrer Kampagne #EsMachtVielAus alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, Energie zu sparen. Mit Erfolg?

Definitiv! Seit Beginn des Jahres haben die Bochumerinnen und Bochumer deutlich weniger Erdgas verbraucht als im Vorjahreszeitraum. Natürlich liegt dieser Rückgang beim Gasabsatz auch an der milden Witterung. Aber auch im Juli, August, September und Oktober setzte sich der Trend weiter fort. Seit Jahresanfang verbrauchte Bochum 1,58 Milliarden Kilowattstunden Erdgas. Im Vorjahreszeitraum waren es noch  rund 2 Mrd. kWh Erdgas. Das ist eine Einsparung um rund 21 Prozent. Viele Haushalte und Unternehmen in Bochum haben Einsparungen umgesetzt, die jetzt spürbar sind und uns im Winter helfen werden. Auch für die kältere Jahreszeit gilt die Faustregel: Wenn die Raumtemperatur nur um 1°C abgesenkt wird, werden bereits rund 6 Prozent weniger Energie verbraucht. In diesen angespannten Zeiten rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihren eigenen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, hilft!

Weitere Infos sowie Tipps zum Energiesparen: www.stadtwerke-bochum.de

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