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Von Sauerbraten, Gummistiefeln
und langsamer Oma

Schauspieler Patrick Joswig erinnert sich an Weihnachten und seine Jugend in WAT 

Patrick Joswig (48) besuchte einst das Märkische Gymnasium, absolvierte ein Studium an der Westfälischen Schauspielschule und steht seit 1998 vor der Kamera. Ob in „Tatort“- oder „Soko“-Rollen – der Wattenscheider ist regelmäßig im TV zu sehen – zuletzt noch im „Usedom-Krimi“ in der ARD. Im Gespräch mit „Hallo WAT“ gibt er Auskunft über seine Verbundenheit mit Wattenscheid, über Weihnachten und über eine Kindheit und Jugend zwischen Sevinghausen und Günnigfeld.

Du hast immer noch zwei Wohnsitze, einen in der Metropole Berlin, einen in Günnigfeld. Wo fühlst Du Dich mehr daheim, und was sind für Dich die speziellen Reize dieser beiden so unterschiedlichen Orte?
Naja, in meinem Ausweis steht als Wohnort Berlin, aber Wattenscheid ist meine Heimat und Berlin eben mein Zuhause. Meine Kindheit habe ich in Sevinghausen verbracht und bin erst mit 12 nach Günnigfeld „gezogen“ worden. Wattenscheid lässt mich eben nicht los, was sich auch darin zeigt, dass sich fast alle meine eigenen Projekte um Wattenscheid drehen. In Berlin ist die Luft frei zum Atmen, übrigens ist Berlin die fantastischste Stadt, wenn es Frühling wird. Die Stadt atmet auf und zu keiner anderen Zeit im Jahr sind die Berliner, Zugereisten, Wahlberliner und Touristen so gut gelaunt wie im Frühling.

Weihnachten steht vor der Tür. Wo feierst Du?

Natürlich in Wattenscheid, hier ist meine Familie, hier komm ich weg und hier will ich sein über die Feiertage. Dieses Jahr auch bis 2024. Familie, Freunde, Völlerei – ein perfektes Weihnachten. Okay, ein bisschen Zimteis noch. 

Steht schon fest, was Weihnachten auf den Tisch kommt? Ein Festmahl oder eher etwas Traditionelles?
Ganz klar und wie jedes jahr: Sauerbraten. Das ist quasi mein Weihnachtsgeschenk. Alerdings erst am ersten Weihnachtstag. Mutter macht den Braten und ich die Knödel. Ah, es gibt sogar ein Ritual. Die Tage vorher muss der Braten morgens und abends in der Essigmarinade gewendet werden. Das ist mein Job. 

Gab es Weihnachtsbräuche in Deiner Kindheit? Oder andere Erinnerungen an das „Fest“?
Uff, naja, als Oma noch lebte, dauerte es ewig bis zur Bescherung. Sie hat extra langsam das Weihnachtsessen zu Heiligabend gegessen, um die Bescherung heraus zu zögern. Mit sechs oder sieben Jahren, die ich alt war, schon fast physische Folter. (lacht) Ein anderes Ritual hatte ich mit meinem Vater. Am späten Nachmittag sind wir im Auto um die Häuser gezogen und haben das weihnachtliche Treiben der anderen angeschaut. Die weihnachtlichen Dekorationen und natürlich die Beleuchtung hatten immer etwas festliches und zugleich wurde man Teil des großen und ganzen Weihnachten. 

Bei Dir war es eine Kindheit und Jugend zwischen Sevinghausen und Günnigfeld. Aufgewachsen am Hellweg … . Was verbindest Du mit Sevinghausen?
Felder, Felder, der weite Himmel und meine verlorenen Gummistiefel. Ich bin mal ohne Gummistiefel nach hause gekommen, weil sie im Matsch stecken geblieben sind. Da musste Vater mit mir wieder los, um sie heraus zu ziehen.

Günnigfeld ist dann später deine Heimat geworden. Dort fühlst Du Dich immer noch wohl. Was macht für dich den Reiz von Günnigfeld aus? 
Zunächst mal hat Günnigfeld als einer der ganz wenigen Stadtteile in Bochum noch einen funktionierenden Stadtkern, ansonsten ist es der Ort, an dem ich fast meine gesamte Jugend verbracht habe. Ich kannte jede Ecke und war auch in jeder. Was ein wenig traurig ist, dass ich seit bestimmt zwei Jahren nicht mehr zum Dorfimbiss konnte. Er hat irgendwie Öffnungszeiten nach Tagesform, und ich vermisse die Zwiebelwurst schon sehr.  

Eine Jugend zwischen Wattenscheider Süden und Wattenscheider Norden – was waren denn in Deiner Jugend die angesagten „Hotspots“?
Gute Frage. Komischerweise war man ja dann doch meist auf seinem Schulhof an der Märkischen Schule. Dort gab es Basketballkörbe und als ich so 14 war suchte man sich Plätze zum Skateboardfahren. Oft war man dann auch in Bochum bei Rap-X um sich sein Skateboard auszustatten. Martin Magielka, den Besitzer von Rap-X, besuche ich heute noch häufig, wenn ich im Pott bin. Ansonsten auch gerne auf dem Geröllhaufen, wo sich jetzt die Himmelsleiter befindet. Puh, ich glaube so richtige Hot-Spots gab es gar nicht, außer vielleicht das Schauspielhaus Bochum, aber das erst später und im Besonderen, als ich zur Schauspielschule ging. 

Du kommst in lockeren Intervallen aus der Metropole Berlin immer wieder zurück nach Old Wattsche. Wie hast Du im Laufe der Jahre die Veränderungen erlebt? Wo waren sie besonders stark?
Ich merke immer mehr, dass die spießigen, nostalgischen Leute, die ständig vor sich hin klagen und sagen „früher war alles besser.“ mittlerweile in meinem Alter sind. Ich glaube, das größte Manko am Ruhrgebiet ist die Rückwärtsgewandtheit, die nostalgischen Gefühle und der Anachronismus. Kohle ist vorbei, und ich halte es für hinderlich, sich über Dinge, die Großvater vielleicht noch erlebte, zu definieren. Dabei gibt es so viele tolle neuen Pflanzen die hier gedeihen könnten. 

Wenn du heute zurück nach Wattenscheid kommst, gibt es da für dich einen Lieblingsplatz?
Ja, bei Muttern auf der Couch und ab und an auch mal bei Wolfgang Wendland am Küchentisch bei Bienenstich und Kaffee.

Das Gespräch führte Peter Mohr

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