Sprinter rennt mit 47 Jahren immer noch
Alexander Kosenkow als Guide im Para-Sport aktiv
Als Sprinter war er zwei Jahrzehnte lang der Dauerbrenner beim TV Wattenscheid 01: Alexander Kosenkow.
Erfolgsverwöhnt, immer zuverlässig – und vor allem als Kurvenläufer in der Nationalstaffel unverzichtbar. Zwischen 2002 und 2014 holte er mit der 4×100-Meter-Staffel vier Medaillen bei Europameisterschaften. Mit inzwischen 47 Jahren hat Kosenkow immer noch nicht genug vom Rennen. Und nach wie vor ist der TV Wattenscheid 01 sein Verein.
In diesem Jahr war Alexander Kosenkow bei den Paralympics in Paris dabei – als Begleitläufer und Trainer des sehbehinderten Sprinters Marcel Böttger aus Witten. Platz sieben belegte das Duo am Ende über die 100 Meter, obwohl eine Medaille möglich gewesen wäre. „Marcel hat sich zwei Wochen vor dem Wettkampf verletzt, er ist auf den Rücken gestürzt“, schildert Kosenkow, den so etwas nicht erschüttern kann. Zuviel hat er in dreißig Jahren Leistungssport erlebt. Höhenflüge, Edelmetall, Rekorde. Auch mal Rückschläge. Und es ging immer weiter.
WM in Indien in 2025 das Ziel
Auch 2025 will Alexander Kosenkow an der Seite seines Kompagnons weitersprinten, dann ist die WM in Indien das Ziel. „Ich habe schon alles mitgemacht, aber Indien noch nicht“, lacht der Mann, der 1977 im kirgisischen Tokmok geboren wurde. 1996 kam er nach Wattenscheid, wo er schon länger nicht mehr wohnt. Vor fünf Jahren war er zuletzt in der Hellwegstadt. Ich spreche ihn auf das Lohrheidestadion an, das gerade für viel Geld aufgemotzt wird, damit dort endlich wieder Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften über die Bühne gehen können. „Amanal Petros hat mir von dem Umbau erzählt, der ehemalige Wattenscheider Marathonläufer. Er schwärmt regelrecht davon. Ich muss da wirklich mal wieder auftauchen!“, sagt Kosenkow. Von der Politposse rund um blaue Sitze hat er nichts mitbekommen: „Warum hat man denn nichts Neutrales ausgesucht?“
100-Meter-Bestzeit liegt bei 10,14 Sekunden
Maximal zwei Jahre will Kosenkow noch weitersprinten. Seine 100-Meter-Bestzeit liegt bei 10,14 Sekunden. Lange her. So schnell muss er in seinem Job als „Guide“ heute aber natürlich auch nicht mehr sein. 10,70 zaubert er immer noch auf die Bahn: „Solange ich dem Athleten eine Hilfe bin, macht es auch Spaß. Das Wichtigste ist, verletzungsfrei zu bleiben. Ich trainiere sehr, sehr professionell – und das tagtäglich.“ Wenn diese tägliche Schinderei irgendwann mal Geschichte ist, will er als Coach weitermachen.
Dass er im Behindertensport arbeiten würde, hätte sich Kosenkow vor 20 Jahren sicher nicht träumen lassen. „In anderen Ländern“, sagt er, „trainieren behinderte Athleten standardmäßig mit den besten nichtbehinderten. Das ist Teil des Konzepts. Bei uns gibt es immer noch Berührungsängste. Mir ging das anfangs nicht anders. Man muss es dann einfach ausprobieren. Es ist wirklich Leistungssport. Und schauen wir uns doch an, welche Aufmerksamkeit die Paralympics heute in den Medien bekommen. Im Übrigen macht es richtig Bock!“
Bericht von Michael Ragsch
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