Von Ingo Knosowski
Südfeldmarkschule: Stadt will abreißen
Es ist schade, wenn ein Stück Kindheitserinnerung für immer geht. Bei mir gilt das für die Südfeldmarkschule. Die steht seit mehr als acht Jahren zwar sowieso leer, trotzdem wird sie jetzt wohl endgültig den Weg alles Irdischen gehen müssen.
Irgendwann, die Stadt will das Gelände vermarkten, wie es so schön heißt. Aber eben nicht sofort. Es gibt keinen, der sich für einen Kauf interessiert, über lockere Gespräche ist man offensichtlich nicht hinausgekommen.
Es wird „zurückgebaut“
Jetzt hat sich die Stadt dazu entschieden, auf eigene Kosten abzureißen. „Um Fakten zu schaffen“, so stand es in der Tagespresse. Es wird also „zurückgebaut“, wie es so schön euphemistisch heißt.
Der alte Bolzplatz vor der Turnhalle, auf dem ich zum ersten Mal auf „echte Tore“ schoss, wird aufgerissen. Die Treppe zwischen Schulhof und Bolzplatz, auf der sich nachmittags die Mofa-Rocker trafen, steht schon lang nicht mehr. Der Schulhof, auf dem ich stolz meine Schultüte zur Einschulung in die Sonne hielt, damals, im Jahr 1973, ist im Moment ein wild überwucherter Klein-Dschungel.
Ehemaliges Falken-Heim ist verrammelt
Verschwinden werden dann der Brunnen mit dem Kind und den Fischen mitten auf dem Schulhof, entworfen von der Künstlerin Anneliese Martin-Habig. Ihr Mann Werner Habig schuf im Inneren der Schule vier Wandbilder, auch die werden bei einem Abriss wohl dran glauben müssen. Das ehemalige Falken-Heim ist verrammelt.
Südfeldmarkschule wurde 1954 eröffnet
1954 wurde die Südfeldmarkschule eröffnet, als Grund- und Hauptschule sauber voneinander getrennt, mein Onkel stürzte als junger Zimmermanns-Lehrling beim Bau vom Dach und brach sich glücklicherweise nur einen Arm. Es entstanden eine kleine Turnhalle und ein Lehrschwimmbecken. Die DLRG nahm schon in den 50er Jahren dort Kindern und Jugendlichen Prüfungen ab. Und der kleine Ingo Knosowski hatte immer Bauchweh, wenn Schwimmen auf dem Stundenplan stand. Der Lehrer, dem gern auch mal die Hand ausrutschte und der noch lieber an den Ohren zog, scheuchte die Grundschulkinder jedes mal „zum Abhärten“, wie er das nannte, im Entengang durch eine Reihe von eiskalten Duschen.
Kein Denkmalschutz für die Südfeldmarkschule
Denkmalschutz gibt es für die Südfeldmarkschule übrigens nicht. Eigentlich könnte man etwas draus machen, wenn man viel Geld in die Hand nimmt. Demnächst, so die Stadt, soll es eine Ausschreibung geben, das Grundstück ist riesig, es sind aber natürlich immer noch nicht alle Fragen geklärt.
Beispiel Turnhalle, die wird nach wie vor genutzt. Das aber irgendwas passieren muss, ist klar. Der gesamte Stadtteil ist in den letzten Jahrzehnten etwas heruntergekommen, von den vielen Kneipen im Umfeld gibt es keine einzige mehr. Der Südfeldmark kann etwas Neues nur guttun. Auch wenn meine Kindheitserinnerungen dann keinen Ort mehr haben.
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