Interview mit Frank Goosen zum VfL Bochum
„Du darfst einfach nicht zu früh zufrieden sein“
Das Herzschlag-Finale der letzten Saison wirkt bei den VfL-Fans immer noch nach – auch bei Frank Goosen. Bevor der Kabarettist im August beim Zeltfestival Ruhr am Kemnader See über „Heimat, Fußball, Rockmusik“ plaudert, wirft er im Interview mit hallobo einen kritischen Blick auf seinen VfL und wagt einen Ausblick auf die neue Spielzeit.
Frank Goosen, Ihr Herzensklub VfL Bochum ist in der vergangenen Saison nur haarscharf am Abstieg vorbeigeschrammt. Wachen Sie manchmal noch schweißgebadet auf?
Wenn die Dinge gut ausgehen, muss man ja nicht mehr schweißgebadet wach werden. Ich versuche überhaupt, meine allgemeine Laune nicht allzu lange vom Fußball beeinflussen zu lassen. Mir fällt die gute Laune zwar leichter, wenn mein VfL am Wochenende gewonnen hat. Aber ich gestatte dem Fußball nicht mehr, mich wirklich runterzuziehen. Das ist es nicht wert. Ich habe mich natürlich total geärgert und war stinksauer, als ich nach der Niederlage gegen Düsseldorf im ersten Relegationsspiel aus dem Stadion kam. Aber deswegen liege ich nachts nichts wach oder verprügle meine Kinder und meine Frau. Die würden auch zurückschlagen. (lacht)
Hatten Sie das Thema 1. Liga nach der 0:3-Heimpleite schon abgehakt?
Ich hätte das Rückspiel nicht gucken können ohne einen kleinen Funken Hoffnung. Man hat ja schon Pferde kotzen sehen, wie es so schön heißt. Einer meiner Freunde hat übrigens mittags vorausgesagt, dass rot-weiße Tränen den Rhein füllen werden. Als ich ihm abends eine Nachrichte geschickt habe, dass mich das Spiel zehn Jahre älter gemacht hat, bekam ich die Antwort: Mich hat es zehn Jahre jünger gemacht. Das ist genau die richtige Haltung, die muss man sich aneignen. Wenn du bei einem 0:3 in der 85. Minute noch an die Sensation glaubst, wirst du wahrscheinlich 99-mal enttäuscht. Aber am Ende reden alle nur über das eine Mal, wo du recht hast.
Hätten Sie zwischenzeitlich gedacht, dass Ihr VfL überhaupt nochmal in Abstiegsgefahr geraten würde?
Ich gehöre zu den wenigen, die es haben kommen sehen, weil ich ein historisches Bewusstsein habe. Es war exakt die gleiche Situation wie im Frühjahr 2010 vor unserem letzten Abstieg. Wir hatten damals bis zu neun Punkte Vorsprung. Und das ist ein Problem in diesem Verein: Man ist zu schnell zufrieden! Diese Haltung, man habe ja schon etwas erreicht, muss aus jedem Verein und Sportler raus – egal, ob Fußball, Hockey oder Rhönradfahren. Das ist wie mit der Blitztabelle, bei der es heißt, in der 60. Minute war der BVB Deutscher Meister: Nein, waren sie nicht, das ist nur ein Zwischenstand! Das macht mich wahnsinnig! Man hat nichts – und das wollen einem die anderen auch noch wegnehmen. Gerade als kleiner Verein musst du so in jedes Spiel gehen. Aus meiner Sicht hat die viel zu frühe Zufriedenheit den VfL einen sicheren Klassenerhalt gekostet.
Oder lag es doch an der Qualität des Kaders?
Dieser Kader wäre ohne Probleme in der Lage gewesen, drei, vier Spieltage vor Saisonende sicher zu sein. Aber er hat punktuell versagt, wenn du eben trotz Führung nicht gegen den Tabellenletzten gewinnst. Du darfst einfach nicht zu früh zufrieden sein. Du darfst erst unter der Dusche aufhören. Und dafür werden die Jungs ja auch gut genug bezahlt, um mal dieses populistische Argument zu bringen.
Wie optimistisch sind Sie für die neue Spielzeit?
Kaderplanung und Trainerauswahl bleiben das A und O. Peter Zeidler macht erstmal einen guten Eindruck, das gilt auch für die ersten Verpflichtungen wie Dani de Wit. Mal gucken… Ich bin aber vor jeder Saison verhalten optimistisch, pessimistisch kann ich das nicht. Ich mache darüber zwar kabarettistische Witze nach dem Motto „Wenn du nach fünf Minuten weißt, das ist derselbe Mist wie in der letzten Saison“. Aber eigentlich bin ich immer positiv gestimmt.
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