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Kümmere mich um Sorgen und Nöte

Dennis Radtke, Europa-Abgeordneter aus Wattenscheid, im Interview

Du bist über die Gewerkschaftsarbeit in das EU-Parlament gekommen. Skizziere einmal kurz Deine Arbeitsschwerpunkte.

Bevor ich Abgeordneter im Europäischen Parlament wurde, war ich zehn Jahre als Gewerkschaftssekretär bei der IG BCE tätig, zuletzt als Bezirksleiter in Moers.

Ich bin froh, dass ich meine beruflichen Erfahrungen aus der betrieblichen Praxis, die ich dort sammeln konnte, heute auch im Parlament einsetzen darf. So gehöre ich dort dem Ausschüssen für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten sowie Industrie, Forschung und Energie an. Ich bin zudem sozialpolitischer Sprecher unserer EVP-Fraktion. Ich setze mich für ein Europa ein, dass Arbeitnehmer schützt und sozialen Fortschritt sichert. Die Soziale Marktwirtschaft ist das Ordnungsprinzip der Europäischen Union. Das muss sich auch in der der Praxis widerspiegeln.

Hat man als Europa-Parlamentarier auch noch das Ohr am Puls der Lokalpolitik?

Wenn ich nicht durch parlamentarische Sitzungen in Brüssel oder Straßburg gebunden bin, versuche ich möglichst viel Zeit im Ruhrgebiet vor Ort bei den Menschen zu verbringen. Ich besuche Unternehmen, spreche mit Unternehmern und Beschäftigten, bin in sozialen Einrichtungen unterwegs und spreche mit Lokalpolitikern. Bei meinen regelmäßigen öffentlichen Bürgersprechstunden kümmere ich mich um die Sorgen und Nöte unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Dies ist für meine politische Arbeit wertvoll und wichtig. Denn ich möchte Politik machen, die stets an den Lebenssituationen der Menschen in unserem Land orientiert ist. Dafür sind diese Gespräche sehr wichtig. Das erfahre ich nämlich nicht in der Brüsseler Filterblase, sondern nur durch Gespräche und Termine im Revier.

Was kannst Du in Deiner Rolle für Deine Heimat Wattenscheid tun?

Viele europäische Entscheidungen betreffen heute die Menschen konkret vor Ort. Bei allen Entscheidungen vertrete ich die Interessen Nordrhein-Westfalens und des Ruhrgebiets. Es darf bei der Transformation keine Strukturbrüche geben. Ich möchte industrielle Kerne erhalten, um gute und tariflich geschützte Industriearbeitsplätze zu sichern und zu schaffen. Die Richtlinie über Europäische Mindestlöhne, die ich verhandelt habe, stärkt die Sozialpartner in der EU, verhindert Lohndumping und sorgt für fairen Wettbewerb. Das verbessert auch das Leben der Mensch ganz konkret in Wattenscheid. Zudem bin ich natürlich jederzeit als Abgeordneter Ansprechpartner für die Mitmenschen in meiner Heimat und stelle auch Kontakte zur Bundes- und Landespolitik her. Das war bei vielen Projekten bisher erfolgreich. Denn ich bin immer am Ball als Botschafter für meine Heimat.

Was waren für Dich persönlich die größten Veränderungen in Wattenscheid in den letzten Jahren?

Die Schließung des Bades in Höntrop und der aktuell ungewisse Stand über den Neubau schmerzt mich. Hier war als Kind mein zweites Zuhause. Sehr gerne hätte ich auch mit meinen beiden Kindern hier Freizeit verbracht. Negativ beobachte ich auch den weiteren verfallen Verfall der Wattenscheider Innenstadt. Diesen müssen wir jetzt endlich stoppen. Hier braucht es nun endlich ein schlüssiges Gesamtkonzept.

Positiv zu bewerten ist der Erhalt des Hollandturmes als Wahrzeichen für harte Arbeit, aber auch die Neugestaltung Ehrenmalparks oder des Stadtgartens. Der zukünftige Umbau des Lohrheidestadions zu einer schönen Sportstätte ist nicht nur für meine SGW gut, sondern auch für Spitzensport in Wattenscheid. Sehr froh bin ich weiterhin, dass der Erhalt der Waldbühne mit Unterstützung unserer CDU-geführten Landesregierung endlich gesichert werden konnte.

Und wenn Du drei Wünsche für Wattenscheid frei hättest …

Ich wünsche mir eine gute Zukunft für die Wattenscheider Innenstadt mit weniger Leerständen, besserer Aufenthaltsqualität und Sauberkeit. Die Innenstadt muss wieder ein Ort der Begegnung werden. Weiterhin wünsche ich mir in Wattenscheid mehr Chancen für Kinder und Jugendliche. Dafür muss die angespannte Lage in den Kitas und Schulen dringend verbessert werden.

Die Infrastruktur in Wattenscheid muss dringend verbessert werden, schlechte Straßen und Radwege saniert werden. Der Neubau der RS1 muss endlich abgeschlossen werden, er läuft noch schleppend. Ein Verkehrskonzept für den S-Bahnhof in Höntrop ist dringend notwendig.

Das Interview führte Peter Mohr

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