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Das Haus Berlin: heute eine überwucherte Brachfläche

In der letzten Ausgabe war die Rede von der alten Villa in der Straße Auf den Holln, deren Bewohner aktuell „40 Jahre Rock’n Holln“ feiern. Ohne zu feiern, obwohl man das sicher könnte, denn dieses Haus hatte ja bereits 1981 abgerissen werden sollen.

Hier wollen wir jetzt vom „Haus Berlin“ am Werner Hellweg 433 schreiben, das die rührige Besetzerszene von 1981 als besetzt archivierte, obwohl die Situation sich etwas anders darstellte als Auf den Holln. Das Haus gehörte der Harpener AG und stand auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Robert Müser, wo man in naher Zukunft Industrie hatte ansiedeln wollen. „In der Nähe des noch bewohnten Hauses könnte wegen des Abstandserlasses nicht jeder Industriebetrieb angesiedelt werden“, meinte Rechtsanwalt Erich Eisel, der damals die Interessen der Bewohner vertrat. „Deshalb soll das Haus weg.“

Haus Berlin war früher ein Bergknappen-Wohnheim

Um abbrechen zu können, hätten allerdings zunächst die 32 Bewohner das Haus verlassen müssen, in dem es Querelen gab, seit Studenten dort wohnten. Früher hatte das Haus als Bergknappen-Wohnheim gedient. Ende der Sechzigerjahre mietete die „Neo-Borussia Berlin zu Bochum“, eine schlagende Studentenverbindung, das Haus an. Wegen der ständigen Defizite quartierte das Studentenwerk der Ruhr-Universität bald auch verbindungsfremde Studenten dort ein und fungierte auf Grund einer Einigung mit der Harpener als Mittler bzw. Mieter und Vermieter. Diese Einigung hatte jedoch niemals förmlich, das heißt auf dem Papier, stattgefunden. Als 1974 das Studentenwerk in Liquidation ging, übernahm das akademische Förderungswerk zusammen mit der Studentenschaft die Aufgaben des Studentenwerkes und wurde so Rechtsnachfolger.

Die Mieten hatte dann für ein Jahr zunächst der Allgemeine Studenten-Ausschuss (AStA) bezahlt, ein weiteres Jahr überwiesen die Bewohner von Haus Berlin selbst an die Harpener, bevor sie zur Selbstverwaltung übergingen, die bis 1981 praktiziert wurde und aus Sicht vieler Bürger Modellcharakter hatte. Der Unterbezirksparteitag der SPD z. B. hatte sich für den Erhalt des Hauses ausgesprochen, während Rektorat und Kanzler der Uni, Oberbürgermeister Heinz Eikelbeck und andere prominente Politiker das Modell sogar als „besonders förderungswürdig“ bezeichneten.

Das half am Ende allerdings alles nicht. Das Haus wurde kurzfristig geräumt und abgerissen. Wir sehen bis heute eine überwucherte Brachfläche an den ehemaligen Hausnummern 431 und 433. Industrie? – Bisher weitgehend Fehlanzeige. Aber 13.500 Quadratmeter Gewerbegrundstück sind dort aktuell im Angebot.

Bericht und Fotos: Eberhard Franken

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