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„Es gibt einen Riesen-Bedarf“

Schulleiter fordern Schwimmbecken für das Schulzentrum Gerthe

Im gesamten Bochumer Norden fahren Schüler zum Schwimmunterricht in andere Bezirke.

Fahren, fahren, fahren. Und immer mit dem Bus, eine einzelne Fahrt kostet den Steuerzahler dem Vernehmen nach achtzig Euro. Das mit der Fahrerei erleben alle Schüler im Bochumer Norden, so sie denn eigentlich nur eine Schwimmstunde zu absolvieren haben. 

Es gibt keine Lehrschwimmbecken wie früher, direkt an den Schulen, Schüler aller Altersklassen sind stets unterwegs, wenn es darum geht, so eine lebens- und überlebenswichtige Fähigkeit wie das Schwimmen zu erlernen. „Die Schüler werden zum Ostbad gefahren, zum Unibad, zum Nordwestbad, seitdem das Nordbad zu ist, dabei geht so viel Zeit drauf, dass die Kinder noch zwanzig bis dreißig Minuten im Wasser haben“, sagt Sonja Jestädt, die stellvertretende Schulleiterin der Heinrich-von-Kleist-Schule. Hin und zurück gefahren wird dazu sowieso in der Zeit, in der Schüler und Lehrer eigentlich Pause hätten.

Bevölkerung wächst, Bedarf steigt

Im Moment bieten deswegen beide Schulen des Schulzentrums Gerthe, also auch die Anne-Frank-Realschule, in Sachen Sport und Schwimmen nur das absolut Nötigste an. Es fehlt einfach an leicht zu erreichenden Sport- und Wasserflächen, auch wenn man mit dem TV Gerthe gut zusammenarbeitet. 

Dabei müsste man jetzt schon die Weichen für eine bessere Zukunft stellen, sagen Michael Braß, der Schulleiter der HvK und Joan Krebs-Schmid, Leiterin der Anne-Frank-Realschule: „Wir erleben eine wachsende Bevölkerung im Bochumer Norden“, sagt Krebs-Schmid, „Gerthe-West wird kommen, wir haben jetzt schon sehr gute Anmeldezahlen in beiden Schulen – und wenn der Neubau des Schulzentrums erst einmal steht, wird das explodieren. De Kindergärten sind voll, die Grundschulen auch.“      

Deswegen fordern beide Schulen: baut ein Lehrschwimmbecken auf dem Gelände des Schulzentrums! 

„Wir brauchen kein Spaßbad, sondern ein Schwimmbad!“

„Das wäre bei der derzeitigen Lage im Bochumer Norden auch rund um die Uhr genutzt“, so Sonja Jestädt, die auch in der DLRG aktiv ist, „Vormittags von den Schulen, Nachmittags und Abends von Vereinen, wenn man zum Beispiel einen absenkbaren Boden einbauen würde. So ein Becken müsste keine Luxus-Sache sein, da reichen zwei bis vier Bahnen.“

Das sieht auch HvK-Schulleiter Michael Braß so: „Wir brauchen kein Spaßbad, sondern ein einfaches Schwimmbad“, sagt er. 

Wie das technisch funktionieren könnte, haben sich die Verantwortlichen auch schon überlegt: das eigentlich dem Abriss geweihte Altgebäude des Schulzentrums könnte zumindest als Fundament für das kleine Schwimmbad dienen. Das ist keine Amateur-Meinung, Sonja Jestädt ist Bau-Ingenieurin.

„Ein Traum aber wäre natürlich eine Kombination aus Turn- und Schwimmzentrum, wir sprechen das seit mehreren Jahren an und haben immer noch nicht aufgegeben. Wir brauchen Wasser. Allein das Bergmannsheil hat mehr Wasserfläche zur Verfügung als alle Schulen hier im Umkreis. Es gibt einfach einen Riesen-Bedarf.“

Bewegungsangebote werden eingedampft

Dazu kommt: Die Schwimmfähigkeit der Kinder nimmt immer weiter ab, Vereine wie die DLRG können kaum noch Kurse anbieten, weil die dazu notwendigen niedrigen Übungs-Schwimmbecken immer öfter fehlen oder kaputt ausfallen, in ganz Bochum. Gleichzeitig startet das Schulministerium des Landes eine Kampagne namens „NRW kann schwimmen!“. Ein wenig absurd ist das schon. „Wir sind hier zwei Ganztagsschulen mit rund 1500 Schülern, sagt Michael Braß, „es ist nicht nachzuvollziehen, warum Bewegungsangebote so eingedampft werden.“ Das gelte auch für den Schulsport im Allgemeinen, sagt Sonja Jestädt: „Da wird von der Verwaltung ein Gymnastikraum als vollwertige Sportstätte gewertet, und wenn ich dann Basketball auf dem Lehrplan habe, dann geht das einfach nicht.“

Es wäre eben jetzt der Zeitpunkt, eine Entscheidung herbeizuführen, sagen die Schulleiter und Schulleiterinnen des Schulzentrums Gerthe, wo gerade jetzt alles umgebaut wird. Dann wäre es auch einfacher, das Schulzentrum wie angedacht stärker in den Stadtteil zu öffnen. Davon würde der ganze Bochumer Norden profitieren.

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