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HistoBO: „Tausche Anzug gegen Essbares“

Stadtarchiv zeigt historische Wahlplakate

Kein Bohnenkaffee, nur Kaffee-Ersatz, keine Kohlen. Tausche Anzug gegen Essbares. Die Nachkriegszeit, das Jahr 1948, war eine harte Zeit.

Aber wie durch ein Wunder wurde 1949 alles besser: Die Tische biegen sich vor Wurst und Schinken, die neueste Mode hängt am Kleiderständer. Und wer hat das alles hergezaubert? Die CDU. So zumindest steht es auf einem Wahlplakat der Partei zur Bundestagswahl 1949.

Und jedes einzelne „Geschenk“ war fein säuberlich hingemalt. Ein bisschen knuffig ist das aus heutiger Sicht schon. Aber die Christdemokraten trafen damit wohl damals des wichtigsten Nerv der Deutschen und gewannen die erste Bundestagswahl.

„Das brachte Dir unsere Wirtschaftspolitik!“, sagt das Plakat – eines von fünfzig historischen Wahlplakaten, die gerade (und noch bis zur Bundestagswahl am 26. September) im Zentrum für Stadtgeschichte und Stadtarchiv (https://www.bochum.de/Stadtarchiv) an der Wittener Straße zu sehen sind. 

Eintritt zur Wahplakate-Ausstellung ist frei

Bei freiem Eintritt kann der politisch interessierte Mensch hier sehen, mit welchen Mitteln die Politik in den Jahrzehnten seit Bestehen der Bundesrepublik versucht hat, den Menschen ihr Kreuz abzuluchsen. Die Versuche waren mal knallig, mal bieder. Und manchmal auch komplett idiotisch. 

„Man kann sehen: um so ideologischer eine Partei aufgestellt ist, um so mehr sie nach eigener Meinung zu sagen hat, um so mehr Text steht auch auf den Plakaten“, sagt der Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte, Kai Rawe. Nur lesen kann man das dann nicht mehr – zumindest nicht aus der Ferne.    

Das Stadtarchiv sammelt Wahlplakate, in jedem Wahlkampf werden alle Parteien angefragt. Wie viele das mittlerweile sind, weiß Kai Rawe nicht, es geht in die tausende.

Klassiker und Unbekanntes

Die Plakate, die zu sehen sind, sind zum Teil echte Klassiker: Die bunten Kindergemälde der frühen Grünen, die Personen-Kampagne der SPD mit Willy Brandt, die der CDU mit Konrad Adenauer, die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner im Kalten Krieg. Und immer wieder taucht ein Motiv auf, von dem anscheinend alle Wahlplakat-Gestalter glauben, dass es in Deutschland besonders gut verfängt: eine heile Welt in Verbindung mit dem Wort „Sicherheit“. 

Die Ausstellung hat aber auch ihre witzigen Momente. Ein Plakat zeigt ein Schwarz-Weiß-Foto eines jungen Mannes mit Bart und vollem Haar, der für die Bochumer CDU in den Bundestag will, bei der Wahl 1980. Man erkennt Norbert Lammert, den späteren langjährigen Präsidenten des Bundestages, erst auf den dritten Blick.

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