Frankreich-Faible, Bayern-Fan und Bauch-Mensch
So tickt VfL-Trainer Peter Zeidler
Peter Zeidler ist der neue Mann auf der Trainerbank des VfL Bochum. hallobo hat sich mit dem 61-Jährigen zu einem sehr persönlichen Gespräch getroffen, um etwas mehr über den Menschen Peter Zeidler zu erfahren. Wie er tickt, denkt und fühlt, verrät er im exklusiven Entweder-Oder-Interview – wobei es natürlich immer wieder auch um Fußball geht.
Bauch oder Kopf?
Ganz klar Bauch! Du kannst den Kopf nicht ganz ausschalten, aber im Fußball musst du viele Entscheidungen aus dem Bauch treffen.
Langschläfer oder Frühaufsteher?
Ich bin mittlerweile sogar ein extremer Frühaufsteher. Wahrscheinlich hat es etwas mit meinen Eltern zu tun, die einen kleinen Handwerksbetrieb hatten. Da ist man traditionell früh aufgestanden.
Katze oder Hund?
Wir hatten 18 Jahre eine Katze, die im vergangenen Jahr leider verstorben ist. Meine Frau und meine Töchter wollten damals unbedingt eine Katze haben. Meine Bedingung war, dass ich ihr den Namen geben darf. Und so wurde „Zizou“ Teil unserer Familie, benannt nach Zinedine Zidane, für mich ästhetisch ein echter Ausnahmespieler aus Frankreichs 98er-Weltmeisterteam. Einige der Spieler durfte ich sogar persönlich kennenlernen wie Deschamps, Viera oder Thuram. Da war ich ein bisschen stolz auf mich. (lacht)
Strand oder Berge?
Das mag ich beides. Wir haben als Familie in der Schweiz auch die Berge und das Bergwandern für uns entdeckt. In den Jahren zuvor war es eigentlich immer Meer und Strand. In beiden Fällen kann ich sagen, dass ich die Schönheit der Natur immer mehr schätzen gelernt habe.
Couch oder Sport?
Sport – auch wenn ich mich manchmal überwinden muss. Inzwischen ist es bei mir aber eher Gesundheitssport ohne Stoppuhr und Messlatte. Ab einem gewissen Alter geht es nicht mehr um „höher, schneller, weiter“ und dann kann man die Uhr beim Joggen auch mal beiseitelegen.
Kino oder Theater?
Ich habe ein Faible für französische Filme und ich habe auf meinen letzten Trainerstationen die Liebe zum französischen Film und Kino weiterentwickelt, ob es in Frankreich war, in Salzburg oder zuletzt in St. Gallen. Für mich war das auch ein Weg, in der französischen Sprache zu bleiben und sie weiter zu perfektionieren. Da bin ich immer in einer anderen Welt, wenn der Film auf Französisch ist.
Frankreich oder Deutschland?
Ich fühle mich Frankeich irgendwie nah, auch wenn ich gerne Deutscher bin. In Frankreich zu leben, ist für mich der Inbegriff von Freiheit, fast schon von etwas Exotischem. Es ist gar nicht mal das Essen, das wird aus meiner Sicht sogar zu sehr verklärt. Aber es ist das Lebensgefühl. Die Liebe zu Frankreich hat sich über meinen Beruf als Französischlehrer und über den Fußball entwickelt. Ich habe mich in den französischen Fußball von Platini, Giresse und Trésor Anfang der 80-er Jahre verliebt – das waren damals die Brasilianer Europas – und dann auch in die Sprache und das Land. Später als Trainer hatte ich den Wunsch, einmal in Frankreich zu trainieren. Und das habe ich dann ja auch gemacht.
Musiala oder Yamal?
Da habe ich eine klare Präferenz für Musiala. Wie er mit dem Ball umgeht, was er für Bewegungen macht – er begeistert mich sehr. Musiala vereint Ästhetik mit Effizienz und ich finde es beeindruckend, wie er sich ohne Allüren immer wieder aufs Spiel konzentriert. Außerdem spielt er beim FC Bayern – und ich war als Kind Bayern-Fan. (lacht)
Schöngeist oder Wadenbeißer?
Wenn man Wadenbeißer mit einem Super-Balleroberer gleichsetzt, dann bin ich eher beim Wadenbeißer. Wir vertragen nicht nur Schöngeister auf dem Platz.
Dreierkette oder Viererkette?
Ich bin mit der Viererkette im Fußball sozialisiert worden. Aufgewachsen bin ich noch mit Kaiser Franz als Libero und der Manndeckung. Und irgendwann kommst du selbst darauf, dass es das nicht sein kann und du progressiver spielen willst. Im Deutschland Ende der 80er-Jahre waren Raumdeckung und Viererkette fast schon revolutionär. Wir haben es damals in Stuttgart durchgezogen, wurden aber teilweise auch noch belächelt.
VAR oder Tatsachenentscheidung?
Ich bin immer noch ein großer Anhänger der Tatsachentscheidung. Ich weiß nicht, ob uns der VAR so viel gebracht hat. Einen Teil der Faszination Fußball hat es auch immer ausgemacht, dass über Schiedsrichterentscheidungen diskutiert wird. Und du kannst dich heute kaum mehr über ein Tor freuen, weil immer noch irgendetwas kommen kann dank VAR.
Klopp oder Rangnick?
Beide Trainer haben mich geprägt, wobei ich Ralf Rangnick quasi in- und auswendig kenne. Er hat mir im Profifußball eigentlich alle Türen geöffnet, ob beim VfB, später in Hoffenheim oder in Salzburg. Uns verbindet viel und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Vom Trainertyp her bin ich wiederum auch ganz schnell bei Klopp. Ich bewundere ihn und seine Art, eine Mannschaft für eine Sache zu begeistern.
RB-Konstrukt oder Traditionsverein?
Traditionsverein! Ich war zwar auch bei RB, aber meine Sympathien liegen bei den Traditionsklubs. Sochaux war ein Traditionsverein, der mich fasziniert hat. St. Gallen ist der älteste Klub auf dem Festland in Europa. Perfekt ist Tradition in Verbindung mit einer großen Fanbase, wie man heute so schön sagt, also mit vielen Zuschauern und Anhängern, denen ihr Verein viel bedeutet. Deswegen spüre ich auch schon die richtige Identifikation und Begeisterung für den VfL, bevor ich hier überhaupt ein Spiel gecoacht habe.
Maultasche oder Currywurst?
Da muss ich ehrlich sein, da bin ich eher bei der Maultasche – am liebsten noch vegetarisch. Wobei ich die Bratwurst in St. Gallen, die dort sehr populär ist, auch schätzen gelernt habe. Aber mein Ding kulinarisch sind vor allem Pasta und Gemüse in jeder Form.
Schlagwörter
Auch interessant
Meist gelesen
-
City wird attraktiver
-
Drei tolle Tage in der City
-
Peter Mohr
-
Kontroverse geht weiter
-
15.09.2024 – 13:51
-
Offene Gartenpforte