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Handwerk und Handel vor 200 Jahren
Früher war alles besser? Ganz bestimmt nicht. Früher war das Leben härter.
Und auch, wenn die Landschaft des Bochumer Nordens mit seinen sanften grünen Hügeln so lieblich aussieht, noch vor zweihundert Jahren mussten die Menschen in Hiltrop, Gerthe oder Harpen sehr hart für Ihr Einkommen arbeiten, manchmal genau so hart wie später im Bergbau.
Da mussten wenige viele verschiedene Dinge können. Selbst war der Mann oder die Frau, mal eben im Internet ein neues Gerät bestellen, war nicht. Das musste man schon reparieren können, irgendwie. Und wenn das nicht ging, musste ein Fachmann ran. Ein Handwerker.
Handwerk im Bochumer Norden
Davon gab es schon immer eine Menge im Bochumer Norden, viele Bauern brauchten viele Dienste, die sie selbst vielleicht nicht leisten konnten. In Harpen gab es, und das ist verbürgt, im Jahre 1798 vier Schuster, einen Schneider, drei Weber, vier Zimmerleute, zwei Schmiede und einen Radmacher. Bei allen kann man sich jetzt natürlich vorstellen, wofür sie da waren.
Die Zimmerleute kümmerten sich um die auch damals schon jahrhundertealten Häuser oder bauten neue Scheunen und Ställe, Radmacher waren die Autowerkstätten der damaligen Zeit, kümmerten sich um defekte Wagen. Schmiede waren sehr wichtig, kaum ein Bauer hätte die Zeit gehabt, auf seinem Hof selbst eine Schmiede zu betreiben und am Laufen zu halten. Kaputte Pflüge mussten erneuert werden, natürlich Hufeisen für die Pferde (vor zweihundert Jahren war alle schwere Arbeit und aller Transport von ihnen abhängig) und vieles an Werkzeug mehr.
Wasserhämmer-Stiele, genannt „Hälver“
Ständig in Gebrauch waren auch Holzschuhe für die Arbeit auf den feuchten Äckern, das Holzschuhmacher-Handwerk stand in Gerthe hoch im Kurs. Es gab aber auch Gewerbetreibende, die schon um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ein großes Geschäft aufzogen.
Die Gerther Firma Blome kaufte aus den umliegenden Buchenwäldern Holz und fertigte daraus Wasserhämmer-Stiele, genannt „Hälver“. Die wurden sogar ins nähere oder fernere Ausland verkauft, nach Schweden oder in die heutigen Benelux-Länder.
Beruf des Bergmanns wurde zum ersten Mal 1855 erwähnt
Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann ein Handwerk oder Berufsstand dazu, der im Laufe der Zeit für den Bochumer Norden prägend wurde. In der Auflistung der Berufe, die es in Hiltrop 1855 gab, findet sich zum ersten Mal ein Bergmann. Die Landwirtschaft wurde als Erwerbszweig weniger wichtig. Die Handwerker und Händler aber blieben. Bis heute. Auch Bergleute und Industriearbeiter brauchen eben einmal Dinge, die sie nicht selbst herstellen können.
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