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Interview mit Christian Bickelbacher

Das 3Eck ist im Wandel – wie eigentlich immer

Ab in die Mitte. Das heißt seit Mitte der Achtziger Jahre auch: Ab ins Bermuda3Eck. Das Bochumer Ausgehviertel mit vielen unterschiedlichen Angeboten auf engem Raum hat sich seine Ausnahmestellung im Ruhrgebiet bewahrt.

Hallobo hat mit Christian Bickelbacher gesprochen – seit langem Gastronom im Bermuda3Eck mit dem Tucholsky, der Sportbar Three-Sixty und dem Restaurant Tapas. Gleichzeitig ist Christian Bickelbacher Sprecher und Vorstand der Vertretung fast aller Gastronomie-Betriebe vor Ort, der Immobilien- und Standort-Gemeinschaft (ISG) Bermuda3Eck.  

hallobo: Du bist seit 27 Jahren hier gastronomisch tätig. In dieser Zeit hat sich viel getan, das Gesicht der Ausgeh-Meile ist ein anderes als damals. Wie hat sich das Bermuda3eck in dieser Zeit verändert?

Christian Bickelbacher: Ich bezeichne das immer als Wandel. Wenn nichts passiert, dann wird es irgendwann auch langweilig. Es hat alles seine Zeit, man bekommt nicht immer alle Trends mit und findet auch nicht alle Entwicklungen persönlich gut. Als ich angefangen habe, waren die Heba mit Leo Bauer und die Logos GmbH die treibenden Kräfte hier. Es war aber auch immer so, dass es Inhaber-geführt war. Es gab einen Patron im Laden, auch in den kleineren Einzelbetrieben wie dem Intershop. Das hat sich komplett verändert. Da waren dann auch Entwicklungen, dass irgendwann auch ein, zwei „Systemer“ wie Sausalitos oder Extrablatt kamen. Zum Glück hat sich die große Angst, dass nur noch Systemer kommen, nicht durchgesetzt, was auch für die Stärke der Betreiber spricht. Das Bermuda3Eck kann halt eben im Gegensatz zu anderen Vierteln auf gewachsene Strukturen zurückgreifen.

hallobo: Hat sich das Publikum verändert?

CB: Die Leute kommen immer noch von überall hierher – aber das Alleinstellungsmerkmal von vor dreißig Jahren, als man nach zehn Uhr draußen Bier trinken konnte, während es in Essen noch eine Sperrstunde gab und in Dortmund in der Stadt keine Gastronomie war, das gibt es natürlich nicht mehr. Die haben alle nachgezogen, die Konkurrenzsituation ist größer geworden. Es gab immer Wellenbewegungen, mal waren wir in, dann wieder out, dann wieder sehr in.

hallobo: Kann man sagen, wohin die Reise geht, wie sich das Bermuda3Eck entwickeln wird?

CB: Schwierig. Es ist so, dass alles kurzlebiger ist. Früher hatte ein Gastro-Konzept ohne Renovierung zehn bis zwanzig Jahre Bestand. Mittlerweile sind es einstellige Jahreszahlen. Grundsätzlich sollte man alles, was man betreibt immer wieder hinterfragen und anpassen. Wir haben ein völlig anderes Konsumverhalten. Wenn man sich früher verabredet hat, hat man gewartet, bis alle da waren, jetzt ist man so vernetzt, dass man schon weiterzieht und derjenige, der zu spät kommt, einfach in den nächsten Laden geht. Ich persönlich finde es wunderbar, dass der Intershop noch da ist, dass das Mandragora seit 1977 da ist. Selbst das Three Sixty wird im nächsten Jahr 25, da sind wir schon ein Dinosaurier. Wir denken gerade in den Sport-Bars über E-Sports nach – das war mir natürlich vor dreißig Jahren völlig fremd. 

hallobo: Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum? Das Bermuda3Eck ist ja auch ein Werbeträger für die Stadt.

CB: Ich glaube, dass wir in der Entwicklung auch im Austausch mit der Stadt Bochum, mit der wir an einer Entwicklungsvereinbarung arbeiten, auf einem guten Weg sind. Wir denken über die unterschiedlichsten Dinge nach, wie sich zum Beispiel die Immobilien entwickeln können, also auch die Konzepte, was dahin sollte. Über den Branchenmix denken wir nach, aber auch über den Verkehrsmix, Fahrradparkplätze und den Umbau der Viktoriastraße. Bekommt man einen Streetfoodmarkt hin oder einen Feierabendmarkt? Können hier noch Pop-Up-Stores hin, wie kann man die Kulturachse mit Schauspielhaus und Musikforum noch näher heranbringen. Das Musikforum liegt vom Tucholsky zwar nur auf der anderen Straßenseite – aber es ist eben die andere Straßenseite. Ich denke, da ist noch ganz viel Potential.

hallobo: Das hat aber auch mit der Entwicklung der Innenstadt insgesamt zu tun…

CB: Ich denke, dass Bochum nur dann eine Chance hat, wenn es zu einem „Fachhändler-Village“ zurückkehrt. Wenn das passiert, hat die Stadt eine gute Frequenz. Die Großen gibt es alle draußen.

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