Historisches Buch über unsere Straßenbahnen erschienen
HistoBO: Als die Straßenbahn noch von Castrop bis nach Witten fuhr
„Nicht die Technik interessiert mich an Straßenbahnen, das eigentlich Spannende an Straßenbahnen ist, wofür sie gebaut wurden“.
Der Historiker Ludwig Schönefeld forscht schon lange über Straßenbahnen im Ruhrgebiet, ist selbst Sammler von Straßenbahn-Devotionalien und hat jetzt erneut ein Buch herausgebracht, das sich mit seinem Lebensthema befasst. „Die Straßenbahn in Witten. Unterwegs zwischen Kornmarkt, Crengeldanz, Langendreer und Lütgendortmund seit 1899“ heißt das reich bebilderte Buch. Erschienen ist es im Sutton-Verlag, ein Viertel der Startauflage war schon vor dem Erscheinen durch Vorbestellungen weg.
„Witten war reich zum Ausgang des 19. Jahrhunderts“, sagt Schönefeld, „und wollte sich entwickeln, wachsen, man wollte Bommern und Annen anbinden, mehr Gemeinden und Betriebe. Langendreer wollte wie Lütgendortmund Mittelstadt werden, man befand sich im kontinuierlichen Wettstreit mit Bochum und Dortmund.“ Alle Städte im Ruhrgebiet haben damals offen gegeneinander gearbeitet. „Wenn man eine Nachbarstadt schwächen konnte, hat man das getan, auch mit harten Bandagen“, sagt Schönefeld, „das war alles Politik“.
Ein damals teures Fahrvergnügen
Gut ging das nicht unbedingt. Die Straßenbahn war damals das Fortbewegungsmittel der Besserverdienenden, eine Fahrt mit durchschnittlich 15 Pfennig ziemlich teuer. Nach dem Konkurs des Herstellers, der die Bahn in Witten zuerst betrieben hatte, übernahm ab 1901 die Stadt Witten, ein paar Jahre später dann die Westfälische Straßenbahn aus Gerthe, die die kommunalen Betriebe in Herne, Gerthe, Witten und Wattenscheid-Höntrop zusammenfasste.
Die ging in der Weltwirtschaftskrise wieder bankrott. Unwirtschaftliche Linien wurden abgeschnitten, in den 50er Jahren wurde die Strecke von Bochum-Harpen nach Lütgendortmund stillgelegt. Und auch die mittlerweile zur Bogestra gehörende Linie 310 stand lange auf der Kippe, sagt Ludwig Schönefeld. „Aber da ist ein Revival gelungen, die Straßenbahn gehört wieder dazu“.
Sein Buch wendet sich zu 70 Prozent an Heimatfreunde. Er selbst ist als Jugendlicher zum Thema gekommen, als er jeden Tag mit der Straßenbahn zur Schule fuhr – und Sammler wurde. Sein neues Buch strotzt vor historischen Fotos. „Die Verkehrsbetriebe haben nur anlassbezogene Bilder gemacht, den Alltag sieht man da nicht. Aber das sind genau die Bilder, die ich suche“, sagt Ludwig Schönefeld. Einen besonderen blinden Fleck gibt es auch: Bommern. Wer also noch Fotos von Bommern hat, auf denen eine Straßenbahn zu sehen ist, der wende sich doch an den Ruhrtal-Verlag.
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