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07.08.2025 – 10:30 Uhr

Bundespolizeidirektion München

Bundespolizeidirektion München: Staatsanwaltschaft Weiden und Bundespolizei gelingt Schlag gegen europaweit agierende Schleuserorganisation / Wohnungsdurchsuchungen und Festnahmen in Dortmund und Bochum sowie den Niederlanden

Bundespolizeidirektion München

Bundespolizeidirektion München: Staatsanwaltschaft Weiden und Bundespolizei gelingt Schlag gegen europaweit agierende Schleuserorganisation / Wohnungsdurchsuchungen und Festnahmen in Dortmund und Bochum sowie den Niederlanden

München (ots)

Der Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft Weiden zur Bekämpfung der
grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität nach dem 
"Traunsteiner Modell" und der Münchner Bundespolizeiinspektion 
Kriminalitätsbekämpfung ist am Mittwoch (6. August) ein Schlag gegen 
die organisierte Schleusungskriminalität gelungen: Insgesamt konnten 
fünf mutmaßliche Mitglieder eines international agierenden 
Schleuser-Clans in den frühen Morgenstunden in einer durch die 
Bundespolizei zusammen mit EUROPOL und EUROJUST koordinierten Aktion 
in Deutschland, den Niederlanden sowie Bosnien- Herzegowina 
festgenommen werden. Spezialeinheiten der Bundespolizei, die vor Ort 
von der Weidener Staatsanwaltschaft begleitet wurden, sowie der 
niederländischen Polizei durchsuchten insgesamt drei Wohnungen in 
Dortmund und Bochum sowie ein Objekt in Houten / Niederlande. Zudem 
wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt wie die bei der 
Tatausführung genutzten Smartphones und Fahrzeuge sowie geringe 
Mengen Betäubungsmittel. 

Ausgangspunkt der groß angelegten Aktion waren aufwändige 
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Weiden in Zusammenarbeit mit 
Ermittlern der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung 
München sowie der Bundespolizeiinspektion Waidhaus gegen eine 
mutmaßliche Bande, die seit mindestens 2021 Schleusungen vorwiegend 
syrischer Staatsangehöriger, unter anderem über die sogenannte 
"Balkanroute", organisiert und durchgeführt haben soll.
Den festgenommenen Beschuldigten im Alter zwischen 26 und 37 Jahren 
mit syrischer Nationalität werden konkret 40 banden- und 
gewerbsmäßige Schleusungstaten mit mindestens 500 Geschleusten 
vorgeworfen. Aufgrund der Überwachungsmaßnahmen ist jedoch von einer 
deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen. So brüstet sich die 
Organisation selbst, im Jahr 2022 bis zu 480 Personen pro Tag nach 
Europa und Deutschland eingeschleust zu haben. Pro Schleusung sollen 
dabei je nach Schleusungsroute und -aufwand durchschnittlich zwischen
2500 und 4.500 Euro veranschlagt worden sein. Im Zeitraum von 2022 
bis 2025 sollen so mindestens 1,4 Millionen Euro an Schleuserlohn 
zusammengekommen sein.  Unter Zugrundelegung der eigenen Angaben der 
Organisation ist jedoch von einem geflossenen Schleusungsentgelt von 
ca. 10 Millionen Euro auszugehen.  

Die Vielzahl der mutmaßlichen Schleusungen und deren Verzweigung in 
diverse europäische Länder zeigen deutlich, wie komplex die 
Ermittlungen waren und wie eng sich die beteiligten Behörden dabei 
abstimmen mussten. Der Verdacht richtet sich gegen hochrangige 
Schleuserorganisationen, welche sich ihres international etablierten 
Schleuser-Netzwerks bedienen und über moderne 
Kommunikationsplattformen die Schleusungen von deutschen Wohn- und 
Geschäftsorten aus organisieren.

Auch während dieser Ermittlungen bestätigte sich leider der 
bundesweite Trend, dass Schleuserbanden zunehmend gewaltbereit und 
rücksichtslos agieren und sich weiter professionalisieren. Es besteht
der dringende Verdacht, dass es sich auch bei der hier im Fokus 
stehenden Gruppierung um hochprofessionell agierende Täter mit hoher 
krimineller Energie handelt. Diese erwirtschaften erhebliche 
finanzielle Gewinne, riskieren das Leben unzähliger Menschen auf den 
teils extrem beschwerlichen Schleusungsrouten und schrecken auch vor 
Gewaltanwendungen gegen Migranten und gegen rivalisierende 
Schleuserbanden nicht zurück. Gegen diese Art der organisierten 
grenzüberschreitenden Kriminalität kann effektiv nur durch eine enge 
Zusammenarbeit mit EUROPOL und EUROJUST vorgegangen werden. Zur 
Koordinierung der erforderlichen internationalen Ermittlungen wurde 
im vorliegenden Verfahren mit Unterstützung von EUROJUST im Jahre 
2024 ein gemeinsames Ermittlungsteam mit Bosnien-Herzegowina, Serbien
und Polen gegründet.

Die bei den Ermittlungen der Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft 
Weiden zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden und organisierten 
Kriminalität ("Traunsteiner Modell") und der Bundespolizeiinspektion 
Kriminalitätsbekämpfung München verfolgten Spuren führten auch nach 
Bosnien-Herzegowina und in die Niederlande. 

Hintergrund: 
Das sogenannte "Traunsteiner Modell" zur Bekämpfung der 
grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität wurde inzwischen
bei allen grenznahen bayerischen Staatsanwaltschaften eingeführt. Die
jeweiligen Spezialabteilungen arbeiten bei der Verfolgung von 
international agierenden Schleuserbanden, Drogen- und Waffenhändlern 
nicht nur eng mit den ausländischen Polizei- und Justizbehörden 
zusammen, sondern auch mit Eurojust und Europol. Ziel ist es, durch 
eine Spezialisierung, Intensivierung und Koordinierung 
internationaler Ermittlungen erfolgreich Strukturermittlungen zur 
Ergreifung und Überführung der Hintermänner durchzuführen.

Die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München ist 
innerhalb der Bundespolizeidirektion München zuständig für die 
umfassende Bearbeitung komplexer Ermittlungsverfahren mit schwieriger
Beweisführung, insbesondere im Bereich der grenzüberschreitenden und 
organisierten Kriminalität. Inhaltlich ergeben sich die zu 
bearbeitenden Deliktsbereiche aus den gesetzlichen Aufgaben der 
Bundespolizei und umfassen regelmäßig banden- und gewerbsmäßig 
qualifizierte Straftaten in Zusammenhang mit Schleusungen sowie 
Straftaten zum Nachteil der Deutschen Bahn oder deren Nutzer wie 
Computerbetrug oder Transportgutdiebstahl.
Neben der Durchführung und Koordination umfangreicher offener und 
verdeckter Ermittlungsmaßnahmen der Strafprozessordnung gehören zu 
den Kernelementen der Ermittlungsarbeit der Bundespolizeiinspektion 
Kriminalitätsbekämpfung München eine eng vernetzte internationale 
Zusammenarbeit auf bi- und multilateraler Ebene einerseits sowie die 
intensive Nutzung IT-forensischer Methoden auf dem neuesten Stand der
Technik anderseits. 

Rückfragen bitte an:

Staatsanwaltschaft Weiden
Pressestelle
Tel.: +49 961 3000 299
E-Mail: pressestelle@sta-wen.bayern.de

Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München
Pressestelle
Tel.: +49 89 35474-4005
E-Mail: bpolikb.muenchen.oea@polizei.bund.de

Original-Content von: Bundespolizeidirektion München, übermittelt durch news aktuell

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