Stundenlang auf dem Dach
Astro-Fotografie aus Langendreer
„Man muss vor allem bekloppt sein und sehr viel Geld haben, um so was zu machen.“ Oder aber sehr viel Leidenschaft. Und die hat Stefan Szepanek.
Der 63-Jährige aus Langendreer, im Berufsleben Inhaber einer IT-Firma, betreibt Astro-Fotografie. Sprich: Er macht Bilder aus dem All. „Es gibt die, die nur beobachten oder die, die nur fotografieren, ich mache beides“, sagt er, „in der Szene gibt es viele Naturwissenschaftler, Astrophysiker, Ingenieure und ich war auch schon immer ein Technokrat.“
Das Besondere an den Bildern von Stefan Szepanek ist aber, wo er sie aufgenommen hat. Er fährt nicht irgendwohin, wo der Sternenhimmel klar zu erkennen ist, sondern baut seine Teleskope und Kameras auf dem Dach seines Wohnhauses in Langendreer auf. Das funktioniert: „Früher bin ich oft rausgefahren. Aber Langendreer geht ganz gut im Ruhrgebiet, worüber ich selbst ein bisschen erstaunt bin, in der Essener Innenstadt wäre das schon schwieriger. Ich mache das jetzt seit Jahren und sitze manchmal stundenlang auf dem Dach.“
Fertiges Bild besteht zum Teil aus 200 Einzelaufnahmen
Da stehen dann große Spiegelteleskope mit daran angeschlossenen Kameras und machen zig Bilder. Stefan Szepanek hat eine Datenleitung in seine Wohnung gelegt. Aus vielen tausend Einzelbildern entstehen dann mit einer speziellen Software die Fotos, die man sich ansehen kann. „Im Winter geht das besonders gut mit dem Licht, da sitze ich dann manchmal in meiner Wohnung und sehe im Warmen zu, wie der Computer die Bilder berechnet“, erzählt er. Ein fertiges Bild besteht zum Teil aus 200 Einzelaufnahmen, „Stacken“ nennt sich der Prozess.
Anders machen es die großen Teleskope im Weltall auch nicht, sind aber unabhängig von jeder Art Atmosphäre und haben größere Aufnahmekapazitäten. „Die Atmosphäre ist auf der Erde immer da, als bewegter Filter“, sagt Stefan Szepanek. Er benutzt mittlerweile spezielle Astro-Kameras, bei denen der Sensor auf minus zehn Grad heruntergekühlt werden kann, um das Rauschverhalten zu verbessern. Heißt: Die Bilder werden klarer.
Kryptische Namen
Die Fotos tragen zum Teil kryptische Namen: M81, M45. Das sind Katalognamen, mit denen die Galaxien geordnet sind. Aber sie sind heute nichts Besonderes mehr. Die Technik macht es möglich. „Vor dreißig Jahren wäre ich mit meinen Bildern wohl weltbekannt gewesen“, sagt Stefan Szepanek, „heute ist das vor allem Regelelektronik. Und die Bilder haben andere auch schon besser gemacht.“ Darauf kommt es ihm aber gar nicht an. Es ist die Faszination des Weltalls – und die, selbst solche Bilder machen zu können.




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