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Kammerlichtspiele: Als Gerthe noch ins Kino ging

Eine kleine Stadt in der Stadt – so wird Gerthe von denen beschrieben, die die alten Zeiten noch miterlebt haben. Und zu einer Stadt gehörten natürlich auch Kinos.

In den 50er und 60er Jahren gab es davon in Gerthe sogar zwei. Das „De-Li“ an der Hiltroper Landwehr, eröffnet bereits 1927, und die „Kammerlichtspiele Gerthe“, eröffnet nur wenig später, im Jahre 1928.

Ab 1930 führte die Familie Borgmann die Geschäfte, bis zum Ende der Kino-Geschichte in Gerthe Anfang der Siebziger. Kein Wunder, das Lichtspielhaus befand sich auf ihrem Grundstück an der Lothringer Straße 13, Ecke Hans-Sachs-Straße, direkt neben dem Hotel und Restaurant der Gerther Gastronomen-Familie. Werbung für die aktuellen Filme wurde direkt an der Straße gemacht, der Eingang war auf dem Hof.

Großer Kinosaal mit Polstersitzen

Der Name „Kammerlichtspiele“ täuscht allerdings etwas, der Kinosaal war für die damaligen Verhältnisse groß. 599 Plätze fasste er, bestuhlt mit Hoch- (auf den teureren Plätzen) und Flachpolstersitzen. Nach Heinrich Borgmann in den Anfängen übernahm Sohn Bernhard Borgmann das Kino als Geschäftsführer.

Gezeigt wurde alles, was damals Kasse machte und wir heute nur noch aus dem Fernsehen kennen: Western, Kriminalfilme, Heimatschmonzetten.

Und es gibt sie noch: diejenigen, die damals dabei gewesen sind – und regelmäßige Gäste der Kammerlichtspiele Gerthe waren.

So wie Bochums Sportreporter-Legende Günther Pohl: „Ich kann mich noch erinnern, direkt gegenüber in der Gerther Straße 3, da wo jetzt die Eisdiele ist, hatte mein Vater seine Praxis. Und er war begeisterter Kinogänger und Kriminalfilm-Schauer. Der Kinobetreiber hat den Ausgang vom Kino, die Hintertür, immer aufgelassen, sodass mein Vater, sobald die Vorschau, der Vorspann und die Werbung vorbei waren, hinten durch die Tür direkt ins Kino konnte und sich direkt den Hauptfilm angucken konnte.“ Man verstand sich eben in Gerthe. Eine Hand wäscht die andere.

Winnetou-Filme und Western von Gestern

Günther Pohl war auch selbst häufig Gast im Kino, als junger Mensch in den Sechzigern: „Zu meiner Zeit waren das natürlich die knallharten Filme wie Karl May“, schmunzelt der Sportreporter, „und dann gab es eine Westernserie mit einem Westernhelden, der hieß Fuzzie und die Fury-Filme.“ Was man sich als Jugendlicher eben so angucken darf.

Den Kammerlichtspielen Gerthe aber ging es irgendwann so wie allen Vorort-Kinos: Das Fernsehen eroberte immer mehr die Wohnzimmer in der Bundesrepublik, mit der Zeit lohnte sich das Geschäft mit dem Kintopp nicht mehr, nur die Innenstadt-Kinos überlebten. Auch wenn immer wieder investiert wurde, zum Beispiel in eine „Sonora Gigant-Bildwand“ für das Cinemascope-Verfahren oder in eine moderne Xenon-Lichtquelle, in Matinées am Sonntagmorgen oder Spätvorstellungen, die Kammerlichtspiele Gerthe sind seit jetzt 50 Jahren Geschichte. Heute befinden sich auf dem Gelände eine Sparkassen-Filiale, eine ehemalige Tankstelle samt Kioskbetrieb und ein Spielzeuggeschäft.

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