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Liane Kirchner bezieht
verschlissene Polster

Mondpalast von Wanne-Eickel: Sitz mit Witz

Der Mondpalast von Wanne-Eickel hat viele Fans, aber die wenigsten greifen für ihr Lieblingstheater zu Nadel und Faden – so wie Liane Kirchner aus Bochum-Werne.

Seit 20 Jahren ist die Inhaberin der Polsterei Alex Stammgast an der Wilhelmstraße. Bei ihren Besuchen stachen der heute 38-Jährigen jedoch die zunehmend verschlissenen Polster im Theatersaal ins Auge. „Solche Polster sind eines so schönen Theaters nicht würdig“, befand Kirchner und bot Theaterdirektor Marvin Boettcher Abhilfe an. Der griff dankbar zu: „Eine tolle Idee!“

Überzüge greifen die Themen der Kult-Komödien auf

In Abstimmung mit dem Theaterbüro entwickelte Liane Kirchner rote Kunstleder-Hussen für die ersten der vor Urzeiten mit braunem Cord bezogenen Sitze. Weitere Überzüge greifen die Themen der Kult-Komödien auf – von „Ronaldo & Julia“ bis „Waschtag“.

Ein Hausfrauenkittel und ein Domina-Kostüm mit Peitsche weisen auf die „Flurwoche“ hin, ein Stück orangefarbener Rüschenflitter auf „Frohet Fest“. Mittlerweile sind 23 verschiedene Designs über die insgesamt fast 500 Sitze verteilt – und die Gäste amüsieren sich köstlich.

Mondpalast-Fan der allerersten Stunde

Im Mondpalast fühlt sich die Raumausstattermeisterin, die neben ihrem Beruf Germanistik studiert, nun wieder rundum wohl: „Gäste werden hier immer wie Freunde begrüßt und behandelt – das ist einzigartig.“

Sie ist ein Mondpalast-Fan der allerersten Stunde: Weihnachten 2003 – lange vor der Eröffnung – hielt sie bereits die ersten Ticketgutscheine für die Fußballkomödie „Ronaldo & Julia“ in Händen. Nach dem Besuch des Liebesderbys war es um sie geschehen. Die „Flurwoche“ hat Liane Kirchner mittlerweile mehr als 20 Mal gesehen, alle anderen Komödien mindestens zwei Mal.

Stets ist sie „die erste, die am Ende aufsteht und klatscht“. Wenn das Ensemble den Superfan in der ersten Reihe erspäht, zwinkern ihr die Schauspieler zu. Und dass sich hinter dem Gagfeuerwerk der Komödien immer auch eine Prise Gesellschaftskritik verbirgt, macht ihr besonders Spaß: „Der Mondpalast zeigt Stücke aus unserem Leben. Da sehen wir das wahre Ruhrgebiet.“

Leidenschaft stößt an Grenzen

Kürzlich stieß Lianes Leidenschaft für die Bühne jedoch an ihre Grenzen. Sie nahm zum ersten Mal selbst an einem Schauspiel-Workshop im Mondpalast teil. Auch wenn die tatkräftige Handwerkerin ihre anfängliche Aufregung überwinden konnte, so erscheint eine Wiederholung wohl ausgeschlossen.

Liane Kirchner: „Schauspielerei ist nicht nur ein Handwerk, sondern Kunst. Ich müsste lange Lehrling sein, um auch nur annähernd dieses Handwerk so zu beherrschen wie das Mondpalast-Ensemble. Allerdings würde mir dann immer noch das Künstlerische zum Meisterstück fehlen. So widme ich mich lieber weiter der Polsterei, kümmere mich um meine bevorstehende Promotion in Germanistik und genieße die Kunst auf der Bühne von meinem Stammplatz aus. Dieser ist allerdings noch nicht bezogen…“

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