HistoBO:
Bürger bauten an der Kirche mit
Vor hundert Jahren: Grundsteinlegung für die Erlöserkirche Hiltrop
Hiltrop feiert in diesem Jahr 100 Jahre Erlöserkirche. Die war im Jahr 1925 zwar noch nicht fertig und wurde 1927 eingeweiht – aber der Grundstein wurde gelegt, im Mai 1925.
Mitte der zwanziger Jahre war die wirtschaftliche Lage nicht gerade rosig, der Bau musste zwischendurch unterbrochen werden. Aber die Gemeindemitglieder spendeten, und so konnte es weitergehen, auch unter der tatkräftigen Mitarbeit der Hiltroper, die mit anpackten.
Chöre und Posaunen
Die Grundsteinlegung am 3. Mai 1925 war ein großes Fest: Ein Posaunenchor spielte, Chöre mit bis zu 500 Mitgliedern sangen, die Festrede hielt der Generalsuperintendent. Pfarrer Heinrich Fortmann, der sich besonders für den Neubau einer Kirche in Hiltrop eingesetzt hatte, betete gemeinsam mit der Gemeinde.
Dabei war aller Anfang schwer. Die Gemeinde besaß kein Grundstück und nur wenig Geld. Da halfen die Bauern der Gemeinde, die Familien Schulte-Hiltrop, Schrage und Punge boten Flächen an, bezahlt wurde unter anderem mit Land und mit Anteilen der „Reichsanleihe“.
Sorgen machte den Bauherren auch der vom Bergbau geschundene Untergrund. Ein Gutachter sagte eine Senkung von sechs Metern voraus.
Die Erlöserkirche steht auf einem Fundament aus Industriegeschichte: Gemeindemitglieder verbauten die Steine der abgerissenen Kokerei der Zeche Lothringen, jeder einzelne musste vorher gereinigt werden, Autos der Zeche lieferten die Steine täglich an. Von Zeche Constantin kamen rund eine halbe Million Steine für die innere Ringmauer.
Hiltroper verkauften Kunstblumen in der Straßenbahn
Die Finanzierung allerdings blieb schwierig. Aber die Hiltroper wussten sich zu helfen. Es wurden Karten mit Zeichnungen der Kirche verkauft, Feste zugunsten des Kirchenbaus veranstaltet, in der Straßenbahn wurden Kunstblumen für einen Groschen veräußert, Hiltroper Bürger vermachten in ihren Testamenten der Gemeinde Geld für den Kirchenbau. So kam die Evangelische Kirchengemeinde auf Eigenmittel von fast 85tausend Mark. Insgesamt kostete die Kirche 400tausend Mark, der Rest kam durch Darlehen zusammen.
Nach etwas mehr als zwei Jahren schon stand die Kirche, Pfarrer Heinrich Fortmann gab in seiner Rede zu, den Kirchenneubau für eine Generationen-Aufgabe gehalten zu haben.
Heute kümmert sich eine Stiftung
Die Kirche steht immer noch, auch wegen des unermüdlichen Einsatzes der Stiftung Erlöserkirche Hiltrop, die über die Jahre über eine Million Euro für den Erhalt zusammenbekam. Seit 1992 steht die Erlöserkirche unter Denkmalschutz – und sie ist heute auch ein Denkmal für die Menschen, die vor hundert Jahren damit begannen, sie zu bauen, auch mit eigener Hände Arbeit, wenn es sein musste.
(Erstellt mit Material aus dem Buch „Hiltrop im Wandel der Zeit“, herausgegeben 1977 vom Presbyterium Hiltrop)
Schlagwörter
Auch interessant
Meist gelesen
-
HistoBO
-
Zum 130-jährigen Bestehen der
Straßenbahnverbindung Bochum-Herne -
Neuer Bebauungsplan
-
HistoBO:
Bürger bauten an der Kirche mit -
Aus „Eventpark“ wird „Sportpark“
-
AWO will klagen