„Wattenscheid lässt mich nicht los“
Schauspieler Patrick Joswig über Drehs und Heimatliebe
Patrick Joswig (46) besuchte einst das Märkische Gymnasium, absolvierte ein Studium an der Westfälischen Schauspielschule und steht seit 1998 vor der Kamera. Ob in „Tatort“- oder „Soko“-Rollen – der Wattenscheider ist regelmäßig im TV zu sehen. Auch in der Zukunft, wie er im Interview erklärte.
Das dritte Corona-Jahr hat begonnen. Hat sich die Film- und TV-Branche in dieser Zeit verändert?
Testen, testen, testen! Bei den Filmproduktionen wird so viel getestet. Ich glaube, die Filmwirtschaft selbst hat sich wieder gefangen und produziert so gut und vor allem viel wie nie. Im allerersten Lockdown lag ja nun wirklich alles brach. Ich glaube die Stoffe, also die Geschichten, ändern sich und werden sowohl diverser als auch auch immer gleichberechtigter, sowohl vor, als auch hinter der Kamera – bunter einfach. Das ist eine sehr gute Entwicklung. Ich bin ja selbst als rothaariges Arbeiterkind aus Wattenscheid auch eine Minderheit unter den Kolleg:innen. (lacht)
Und für Dich ganz persönlich. Wie fällt deine subjektive Bilanz der Corona-Zeit aus?
Ich hatte, wie wohl alle, anfangs eine riesige Durststrecke, deshalb habe ich versucht eigene Projekte zu verwirklichen. Ich hab meine erste Fotoausstellung in der Neuland-Galerie in Bochum ausgestellt, die leider direkt in den Lockdown fiel – quasi eine legendäre Ausstellung, weil sie niemand gesehen hat. (lacht). Ich habe die Produktionsleitung für ein WDR-Hörspiel übernommen, das in Wattenscheid spielt und konnte als Sprecher unter anderem Wolfgang Wendland, Ralf Richter und sogar Martin Semmelrogge dazu gewinnen. Last but not least habe ich meine erste Regiearbeit umgesetzt. Ein Kurzfilm in und über Wattenscheid, der im Rahmen der Schulkinowochen NRW in der Wattenscheider Stadthalle Premiere haben wird. Mein großer Wunsch, das die Premiere dort stattfindet.
Du hattest im Vorgespräch gesagt, dass Dein Terminkalender in den nächsten Wochen ziemlich voll ist. Köln, Dänemark, Neuss und Düsseldorf. Neue Drehprojekte?
Ja, ich darf für die neue Staffel von „Unsere wunderbaren Jahre“ unter der Regie von Mira Thiel dabei sein, die nun in den 60er-Jahren in der Stadt Altena spielt. Die erst Staffel behandelte die Wirtschaftswunderjahre und ich freue mich auf die Arbeit mit Mira und Kolleg:innen wie Katja Riemann, Anna Maria-Mühe, Raphael Westermeier, Hans-Jochen Wagner und Ludwig Trepte.
Als Schauspieler ist man irgendwie auch ein Dauer-Reisender, es geht von Drehort zu Drehort. Muss man dazu geboren sein, oder kann man sich dieses künstlerische Nomadentum auch aneignen?
Ich reise gar nicht so viel, wie man gemeinhin annimmt. Es ist eher eine Aneinanderreihung von vielen Wochenendreisen. Mich stresst das eigentlich nicht, eher das Kofferpacken. Ich brauch dafür manchmal länger als für die Reise als solche.
Du hast immer noch zwei Wohnsitze, einen in der Metropole Berlin, einen in Günnigfeld. Wo fühlst Du Dich mehr daheim, und was sind für Dich die speziellen Reize dieser beiden so unterschiedlichen Orte?
Naja, in meinem Ausweis steht als Wohnort Berlin, aber Wattenscheid ist meine Heimat und Berlin eben mein Zuhause. Meine Kindheit habe ich in Sevinghausen verbracht und bin erst mit 12 nach Günnigfeld „gezogen“ worden. Wattenscheid lässt mich eben nicht los, was sich auch darin zeigt, dass sich fast alle meine eigenen Projekte um Wattenscheid drehen. In Berlin ist die Luft frei zum Atmen, übrigens ist Berlin die fantastischste Stadt, wenn es Frühling wird. Die Stadt atmet auf und zu keiner anderen Zeit im Jahr sind die Berliner, Zugereisten, Wahlberliner und Touristen so gut gelaunt wie im Frühling.
Ganz praktische Frage: Wann können Dich die TV-Zuschauer wieder auf dem Bildschirm sehen?
Ich habe gerade die neue Staffel von WaPo Berlin eröffnen dürfen und dort eine Episodenhauptrolle unter der Regie der fantastischen Seyhan Derin gespielt, man findet sie aber noch in der ARD-Mediathek („Wapo Berlin – Das 2 Millionenschiff“). Ich denke, im April kommt auf RTL+ und Vox eine Art Serie, besser gesagt 6 Episoden, von den renommiertesten Regissseur:innen in Deutschland nach den Kurzgeschichten von Ferdinand von Schirach, und dort spiele ich in einer Episode die wohl fieseste Rolle meines Schauspielerlebens. Dann kommt noch bald das „Ostfriesenmoor“, ein ziemlich harter Krimi auf dem ZDF. Den genauen Termin weiß ich leider nicht, aber da muss ich auch noch ins Tonstudio, um den Film nachzusynchronisieren.
Das Interview führte Peter Mohr
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