„Anne Bude“
Im Pickup von Dirk Kontny
„Hast Du den gesehen gestern? Den Typen mit der Schalke-Jacke, die er immer trägt? Der hatte sich einen BVB-Aufkleber über das Schalke-Emblem geklebt.“ Dirk Kontny lacht.
Fußball ist in seinem „Kiosk“ immer noch irgendwie ein Thema – aber nicht nur. Schließlich macht er das „Pickup – Snacks und Services“ am Höntroper S-Bahnhof schon eine geraume Zeit.
„Im März bin ich seit 24 Jahren hier, da war die Gegend eigentlich tot“, sagt der ehemalige Fußballprofi, der als Stammspieler Mitglied der Aufstiegsmannschaft der SG Wattenscheid 09 in die Bundesliga war, kurzzeitig beim VfL Bochum spielte und dann seine Karriere in Köln ausklingen ließ.
Jetzt macht er was ganz anderes – und sein Laden hat eigentlich alles im Programm, was der Fachmann „Nahbereichs-Versorgung“ nennt: Postfiliale, Postbank, Lotto, Grußkarten, Schreibwaren, Geschenkpapier, Getränke, Tabakwaren, frischen Kaffee, aber natürlich auch Süßigkeiten für die gemischte Tüte, Bastelartikel, Fahrkarten, um mal eine unvollständige Liste aufzustellen.
„Aber die Leute können hier auch faxen oder kopieren, machen wir alles“, sagt Dirk Kontny. „Wir waren mal ein kleiner Kiosk, wir sind aber stetig gewachsen. Einfach, weil der Bedarf an Nähe für die Leute da ist. Die haben keinen Bock, sich erst ins Auto zu setzen, einen Parkplatz zu suchen. Und egal, was wir machen, es wird angenommen. Weil wir auch für jeden da sind. Zu uns kommen ältere Leute, die mit der Technik nicht klarkommen, denen stellen wir ihr Handy ein. Wir merken, dass wir gebraucht werden. Es kommen auch mal Menschen, die sich am Bahnhof nicht zurecht finden und fragen. Das ist, glaube ich, der schlechtest beschilderte Bahnhof in ganz Europa.“ In jedem Witz steckt eben manchmal auch ein Körnchen Wahrheit. Viele kämen auch mal nur zu einem Pläuschchen, weil das Wetter gerade schlecht ist oder weil sie einfach mal was loswerden wollen.
Dirk Kontny: „Wir haben hier schon Leben gerettet“
Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Dirk Kontny mittlerweile, alle sind schon sehr lange mit an Bord. Der Laden brummt. Das lockt aber manchmal auch zwielichtige Gestalten an. „Einbrüche hatten wir hier schon mehrere. Aber auch einen Überfall mit vorgehaltener Pistole. Dem Typen bin ich dann hinterhergelaufen und hab ihm die Pistole abgenommen“, erzählt Dirk Kontny. „Wir haben hier schon Leben gerettet: Einmal ist eine Person bei uns zusammengebrochen, die haben wir mit Herz-Lungenmassagen so lange bei uns behalten, bis der Notarzt kam.“ Das echte Leben auf ein paar Quadratmetern.
Und eben immer wieder Fußball: Als die SGW 09 tief in der Krise steckte, sei er ständig darauf angesprochen worden, sagt Kontny, der für die Schwarz-Weißen nicht nur als Profi den Bundesliga-Aufstieg miterlebte, sondern 1982 auch die B-Jugend-Meisterschaft gewann. Alte Kollegen wie Thorsten Fink oder Stefan Emmerling kommen immer wieder vorbei, genau wie die Familie Sané. Und regelmäßig trifft er sich mit dem Ehemaligen-Club „09-Legenden“ für einen Ausflug. Was ihm aber wirklich fehle, sagt Dirk Kontny, sei etwas anderes: „Ein Freitagabendspiel, Flutlicht, der Geruch von frisch gemähtem Rasen, leichter Regen. In der Kabine zur Halbzeit in dreckigen Klamotten sitzen und auch damit wieder raus. Heute hat ja keiner mehr eine dreckige Buxe. Früher war das so, wenn ein Fan dein Trikot haben wollte, musstest du ihm leider sagen, dass der Zeugwart die alle braucht.“
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