Eppendorf
Erinnerungszeichen für „Zigeunerlager“ auf den Weg gebracht
Geschichte, die verdrängt und vergessen wurde, wieder sichtbar machen: Deshalb soll es eine Gedenktafel für das ehemalige, sogenannte „Zigeunerlager“ an der Ruhrstraße in Eppendorf geben.
In der letzten Sitzung hat die Bezirksvertretung Wattenscheid über die Finanzierung entschieden. Auf Antrag der „Ampelkoalition“ werden dafür bis zu 1.500 Euro bereitgestellt – die Entscheidung erfolgte einstimmig.
Protestbrief gegen „Zigeunerlager“
Recherchiert hat die Geschichte des Lagers der Schriftsteller und frühere „stern“-Reporter Werner Schmitz. Es existierte von 1938 bis 1943, bis zu 33 Sinti mussten dort zwangsweise leben. 751 Eppendorfer unterschrieben damals einen Protestbrief gegen das Lager – nicht, weil sie gegen das Lager waren, sondern gegen ein Lager in ihrer Nachbarschaft.
So heißt es auch im Antrag für die Sitzung der Bezirksvertretung über die Arbeit von Werner Schmitz: „Er zeigt die Gleichgültigkeit bis offene Ablehnung der Bevölkerung gegenüber den dort separierten Sinti. Diese Gleichgültigkeit und Ablehnung sieht Schmitz mit als einen Grund dafür, dass die Nationalsozialisten die Menschen aus dem Lager ohne Widerspruch in Konzentrationslager verschleppen und umbringen konnten.“
In Eppendorf und Wattenscheid wurde das Lager vergessen oder verdrängt. Vor dem Hintergrund rechtsextremistischer Gewalttaten in jüngster Zeit ist es notwendiger denn je, sich mit den Gräueltaten des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und demokratischen Gemeinsinn zu stärken, mit dieser Begründung schließt sich die Bezirksvertretung Wattenscheid der Gedenktafelinitiative an. Dazu gehören außerdem die AWO und die Baugenossenschaft Bochum eG, der das Grundstück heute gehört.
Gedenktafel ist eindrucksvolles Zeugnis
„Alle kennen Auschwitz. Aber Auschwitz ist weit weg. Dass der Weg nach Auschwitz vor unserer Haustür begann, zeigt das Eppendorfer ‚Zigeunerlager‘“, betont Werner Schmitz, warum das Erinnern so wichtig ist. „Wir können Werner Schmitz für seine Recherchen nur dankbar sein. Die daraus resultierende Gedenktafel soll uns allen noch einmal ein eindrucksvolles Zeugnis darüber sein, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten so viele Opfer forderten, die in unserem Bewusstsein nicht unmittelbar verankert sind. Das zu ändern, ist ein Ziel unseres gemeinsamen Engagements“, schildert Hans-Peter Herzog.
Mehr über die Geschichte des Lagers auf: www.werner-schmitz.de/werkstatt/ploetzlich-waren-alle-weg.
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